Fahrt nach Vindonissa ins Römerlager
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Im Kontext zur Pflege des europäischen Gedankens fügt sich die Studienfahrt für interessierte Lateinschülerinnen und -schüler nach Windisch ein: Das antike Vindonissa − heute auf dem Gebiet von Windisch, Brugg, Gebenstorf und Hausen gelegen − hat seinen Ursprung in einer wohl gleichnamigen keltischen Siedlung, welche den strategisch wichtigen Punkt am Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat kontrollierte. Während des Alpenfeldzuges des Kaisers Augustus im Jahre 15 v. Chr. errichteten Legionäre auf dem Plateau über dem "Wassertor der Schweiz" einen Militärposten, der später unter Kaiser Tiberius (14−37 n. Chr.) zu einem Legionslager ausgebaut wurde. Das etwa 20 ha große Lager wurde von der 13. Legion zunächst in Holz und Lehm erbaut und von der nachfolgenden 21. Legion schrittweise in Stein um- und ausgebaut. Als letzte Besatzung bezeugt ist die 11. Legion, die auf Befehl Kaiser Trajans im Jahr 101 n. Chr. den Truppenstandort im friedlichen Hinterland aufgab, um an die Kriegsschauplätze an der unteren Donau vorzurücken. Außerhalb des Legionslagers entwickelte sich im Laufe der Zeit eine rund 40 ha große Zivilsiedlung.
Begründung durch den Bildungsplan
Im Bildungsplan von 2016 wird dem Bereich der „Antiken Kultur“ große Bedeutung zugesprochen. Die Schüler und Schülerinnen sollen „das römische Leben mit der eigenen Lebenswelt vergleichen“ und gleichzeitig „die römische Kultur bis in die Gegenwart als prägende Kraft für Europa“ erkennen und erfahren (Bildungsplan 2016). Zudem besagt er, dass die Schüler „unter Anleitung Spuren der Römer in ihrer näheren Umgebung erkunden“ sollen.
Bei der geplanten Studienfahrt sollen zunächst v.a. die frühen römischen Bauten wie das Westtor (porta principalis dextra), das Amphitheater und das Areal des Legionärspfades Vindonissa im Fokus stehen.
Dadurch dass sich die Schülerinnen und Schüler in den antiken Bauwerken bewegen, erfahren sie die Wirkung, die durch die Dimension der Gebäude und die historische Authentizität hervorgerufen wird, auf ganz besondere Art und Weise. Immer wieder werden die Schüler gefordert sein, die Rolle eines Römers einzunehmen und ihre Erfahrungen zu schildern. Damit ist automatisch der Vergleich mit ihrer eigenen Lebenswelt gegeben.
Überdies schlüpfen die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Programmes „Römisch träumen“ aktiv in die Rolle eines Römers bzw. in die Rolle eines Legionärs. Dadurch werden sie direkt mit dem römischen Alltagsleben konfrontiert und können ihr bereits aus dem Lehrbuch bekanntes Wissen anwenden, beschreiben und mit ihrer eigenen Lebenswelt vergleichen.
Darüber hinaus wird für die Schülerinnen und Schüler das Leben in einer römischen Provinz erfahrbar gemacht.
Selbstverständlich bedient eine solche Exkursion nicht nur das Fach Latein, sondern in gleicher Weise das Fach Geschichte, so dass fächerübergreifend Bezüge zu bereits behandelten Themen aus dem Geschichtsunterricht hergestellt werden können (z.B. „den Einfluss des Imperium Romanum auf die eroberten Gebiete beurteilen“ sowie „den Einfluss der griechischen und römischen Kultur auf die eigene Lebenswelt beurteilen“).
Im Rahmen der großen Spieletour „Werdet Römer – Löst das große Orakel“ erhalten die Schüler mit dem Römerpass eine neue Identität. Ihr Weg führt sie vorbei am rekonstruierten Lagertor, in die versunkene Offiziersküche und sogar in die Cloaca Maxima. Das antike Vindonissa und das heutige Windisch werden dabei zum Spielfeld und das Begehen des Areals zum interaktiven Erlebnis in der Gruppe. Zentrales Medium für die Vermittlung der kulturgeschichtlichen Inhalte ist der Audioguide. Die Spieletour führt zu insgesamt zehn Archäologiestätten in Vindonissa. Durch das Begehen der antiken Stätten stellen die Schülerinnen und Schüler einen Lebensweltbezug her und erweitern ihr Geschichtsbewusstsein.