„Himmlische Luft – Freiheit! Freiheit!“
Seit 1950 wird dort jedes Jahr Goethes „Götz von Berlichingen“, das 1774 uraufgeführt wurde,auf einer Freilichtbühne im Innenhof der Burg inszeniert. Ein Stück, das an einem der Originalschauplätze aufgeführt wird, ist bereits eine Besonderheit und die Burgkulisse der Götzenburg, wie sie auch genannt wird, im Dämmerlicht eine weitere.
„So viel Drama!“, waren die Worte mancher Schüler:innen zur diesjährigen Neuinszenierung von Regisseur Christoph Biermeier mit Schauspieler Kai Maertens in der Titelrolle. Ohrenbetäubende und halsbrecherische Hetzjagden die Tribüne hinunter, kriegerische Scharmützel und wildes Handgemenge, herzzerbrechende Dreiecksgeschichten und wiederkehrender Kanonendonner, untermalt von Popgesängen der manipulativen Adelheid – das hatten die Schüler:innen des BiZes weniger erwartet.
Im Vorfeld wurde Goethes Jugenddrama im Deutschunterricht behandelt, sodass den Schüler:innen bei der Aufführung direkt Abweichungen von der gelesenen Fassung auffielen. Insbesondere die erweiterte Adelheidhandlung, die den Schüler:innen zufolge noch mehr Drama in Form von ehrgeizigen Intrigen und gegenseitigem Ausspielen gleich dreier Männern in die Handlung brachte.
Doch die Konflikte des Ritters mit dem Bischof, in dessen Dienst Götzens Jugendfreund Adelbert von Weislingen steht, sind dieselben wie im gelesenen Original, ebenso die Raubzüge mit den Raubrittern. Götz wird aufgrund seiner Taten vom Kaiser geächtet und auf sein Gut verbannt. Doch Berlichingen, wie ihn der junge Goethe in dessen Autobiografie entdeckt und als „Selbsthelfer“ feiert, lässt sich als typischer Stürmer und Dränger nichts sagen. Er hält sich weder an sein ritterliches Gefängnis noch lässt er sich seine Fehden verbieten und schließt sich den Ständen trotzend gar den Bauern an. Infolgedessen wird er vom kaiserlichen Exekutionsheer gejagt und schlussendlich festgenommen. Die von ihm stets als höchstes Gut erachtete Freiheit erlebt Götz von Berlichingen im Drama nicht mehr, desillusioniert und mit den „Zeiten des Betrugs“ ringend verstirbt er im nach ihm benannten Götzenturm. Allerdings: Ein letzter Anblick des kleinen Gärtchens wird ihm vergönnt: „Himmlische Luft – Freiheit! Freiheit!“
Beeindruckt von der schauspielerischen Leistung unter freiem Himmel ging es am späten Abend mit dem Bus zurück nach Weissach.